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Arbeitsmobilität von medizinischem Fachpersonal

Deutsch-tschechisches Projektseminar gestaltete Abschlusskonferenz zum Thema Arbeitsmarkt und Mobilität von Gesundheitspersonal im sächsisch-böhmischen Grenzraum

Mit einer bilateralen Konferenz ist am 22. Januar 2015 ein gemeinsames Projektseminar der Universitäten in Chemnitz und Usti nad Labem im Rahmen des von der Europäischen Union geförderten Ziel3-Projekts "InWest 2.0 – Grenzüberschreitende Zusammenarbeit und Technologietransfer" zum Abschluss gekommen. Studierende beider Universitäten präsentierten vor Vertretern beider Hochschulen, der medizinischen Fachschulen in Usti sowie einem Vertreter der Sächsischen Landesärztekammer ihre Forschungsergebnisse zu Funktionsweise und Problemen der Arbeitsmobilität von medizinischem Fachpersonal. Die Untersuchungen umfassten die Analyse von Arbeitsmarktdaten und demographischen Daten, Befragungen von Patienten und Studierenden im Gesundheitswesen, Leitfadeninterviews mit tschechischen Arbeitsmigranten nach Sachsen sowie Presse- und Webanalysen.

In ihren einführenden Vorträgen erläuterten Juniorprofessorin Dr. Birgit Glorius von der TU Chemnitz und Dr. Vladan Hrsuka von der Universität Usti nad Labem die demographische und Arbeitsmarktentwicklung im sächsisch-tschechischen Grenzraum seit den 1990er-Jahren. Es wurde deutlich, dass sich in beiden Regionen durch die Transformation der politischen und ökonomischen Strukturen gravierende Veränderungen der Bevölkerungszusammensetzung ergeben haben. Beide Regionen haben Bedarf an medizinischem Fachpersonal, jedoch verläuft die Arbeitsmobilität fast ausschließlich in Richtung Deutschland. Warum dies so ist, fanden die Studierenden in Interviews mit tschechischen Ärzten heraus, die nach Sachsen abgewandert waren. Neben dem höheren Lohnniveau wurden vor allem die guten Weiterbildungsmöglichkeiten für Fachärzte und die verlässlichen Arbeitsbedingungen als Migrationsmotiv genannt. Viele Befragte bevorzugten Arbeitsorte in Sachsen gegenüber weiter entfernten Zielen in Deutschland, damit sich Besuche bei Freunden und Familienangehörigen daheim leichter realisieren lassen.

Vorherige Auslandserfahrungen waren häufig der Schlüssel zur späteren Migrationsentscheidung, weil dadurch erste Erfahrungen im deutschen Klinikalltag gemacht werden konnten. Dies bestätigte Dr. Sobkova von der Fachschule für Gesundheitswesen in Usti nad Labem, die seit Langem Austauschbeziehungen mit Fachschulen und Pflegeeinrichtungen in Sachsen unterhält. Etliche ihrer Schüler seien durch die Praktika in Sachsen darin bestärkt worden, dort ihre berufliche Zukunft zu suchen.

Eine Untersuchung zur Akzeptanz ausländischen Gesundheitspersonals unter sächsischen Patienten brachte positive Ergebnisse. Wenn auch Sprachprobleme teilweise relevant waren, schmälerte dies nicht die grundsätzlich positive Bewertung der ausländischen Mediziner. Viele Patienten waren sich auch bewusst, dass die Zugewanderten eine wichtige Rolle bei der Stabilisierung der medizinischen Versorgung in Sachsen spielen.

In der abschließenden Diskussion unterstrich Dr. Rainer Kobes von der Sächsischen Landesärztekammer nochmals die Notwendigkeit einer nachhaltigen Personalentwicklung. Angesichts einer insgesamt zehnjährigen Aus- und Weiterbildungszeit für einen Facharzt müsse die Integration der zugewanderten Fachkräfte von Seiten der Arbeitgeber und Berufsverbände unterstützt werden, um eine langfristige Niederlassung zu erreichen. Gerade in den als weniger attraktiv empfundenen ländlich-peripheren Regionen könne eine gute Arbeitsorganisation und -atmosphäre sowie Weiterbildungsangebote den Bleibewillen von zugezogenen in- und ausländischen Fachkräften bestärken. Nur so könne die Herausforderung des demographischen Wandels im Rahmen der medizinischen Versorgung in Sachsen erfolgreich gemeistert werden.

Die Ergebnisse der bilateralen Projektarbeit werden im Rahmen einer Online-Publikation zeitnah veröffentlicht. Des Weiteren ist eine vertiefende qualitative Untersuchung der Migrationserfahrungen von ausländischen Ärzten in Sachsen geplant, die an der Juniorprofessur Humangeographie Ostmitteleuropas der TU Chemnitz mit Hilfe von Fördermitteln der Thyssen-Stiftung durchgeführt werden soll. Während die Entscheidung der Stiftung noch aussteht, sind sich die Projektpartner in Usti und Chemnitz bereits darüber einig, die gute Zusammenarbeit fortzusetzen. Mögliche Themen für geographische Untersuchungen im sächsisch-böhmischen Grenzraum gibt es dafür in großer Zahl.

Die Meldung auf der Website der TU-Chemnitz

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